Zu Fuß von Köln nach Lekno
Einer dieser Wege führte mich auf die Spuren der Zisterziensermönche nach Lekno (Polen). 1998 wurde der Weg der Zisterzienser von Köln ausgehend über Altenberg bei Köln, Bad Doberan, Scharnebeck (bei Lüneburg), Lüneburg nach Lekno (Powiat Wagrowiec/ Polen) von mir beschritten.
Mit auf den Weg genommen wurde ein Salzleckstein; von ihm wurden Stücke abgeschlagen und in kleinen, selbstgenähten Säckchen getauscht. Der Tausch bestand aus Erzählungen (archiviert auf Tonband), Wünschen und Ideen, die in kleine Leinentücher eingewickelt und verschnürt wurden (und bis heute verschlossen blieben).
Vademekum ("geh mit mir!") ist eine Umschreibung für einen Gegenstand, gewöhnlich ein Buch. Bis in die Neuzeit hinein wurde die Bezeichnung Venimecum ("komm mit mir!") verwandt . Die im Buch wiedergegebenen Lehrsätze sollten allgemeine Gültigkeit besitzen. Das bei der Fußwanderung nach Polen im Tauschhandel erfahrene Vademekum zeichnet sich nicht in einem Buch, sondern individuell gestalteten Gegenständen ab, meist in Stoff gehüllt und verschnürt. Das Vademekum wurde durch das Gespräch, den Tausch und die mitgegebenen Gedanken, zu einem Ratgeber auf Reisen.
Salzleckstein beschlagen, Lekno Juli 1998
In Lekno — am Westufer des Jezioro Leknenskie (Leknoer See, ursprünglich auch Jezioro Klasztorne, Klostersee, genannt) auf einer Halbinsel gelegen, auf der sich früher eine frühmittelalterliche Burg befand — wurde ein Salzfenster von der Künstlerin Renate Georgi als Erinnerung an den alten Weg installiert. Die Route betrug etwa 450 km.
Installation "Salzfenster" von Renate Georgi
Gedicht von Frank Keller
Grenzen verladen
In zähen Zeitstürmen
Salz saugt Tränen
Von allen Seiten
Narben von Weisen
Beseelen ein Kind
Vergessen wir nicht
Und binden Zukunft
Mit Salz
In einem Fenster
Mit Blick nach allen Weiten